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Warum beobachtet missio die Wirkung seiner Projektarbeit?

Um einen effizienten Mitteleinsatz der missio anvertrauten Spendengelder zu gewährleisten und die Projektpartner bei der Planung und Durchführung von Projekten qualifiziert und qualifizierend zu begleiten, sind Wirkungsbeobachtung und Evaluation integrale Bestandteile der missio-Projektarbeit. Diese Überprüfungen stehen in einem engen Kontext mit der jeweils von den Projektpartnern vorgelegten Projektplanung. Wirkungsbeobachtung und Evaluation werden dabei als Mittel betrachtet, um herauszufinden, ob die im Rahmen der Projektförderung anvisierten Ziele der missio-Projektpartner in den Bereichen Ausbildung, Pastoralarbeit, Akuthilfe oder Aufbau von Infrastruktur erreicht werden konnten. Weder die Evaluation noch die Projektplanung selbst dürfen dabei zum Selbstzweck verkümmern.Letztlich zielt kirchliche Evaluation darauf ab, die Arbeit der Kirche in Afrika, Asien und Ozeanien zu optimieren, damit sie ihren Dienst an den Menschen bestmöglich leisten kann. Aus Kostengründen können nicht alle jährlich geförderten missio-Projekte durch externe Dienstleister evaluiert werden. Deshalb sind die missio-Partner angehalten, in ihren schriftlichen Abschlussberichten detaillierte, quantifizierte Auskünfte über die Wirkungen des Projektes zu geben.

Beispiel 2021: Was bringen Stipendien für christliche Medienmacher der Zukunft im Globalen Süden?

Hier können Sie ein Beispiel für Evaluationsberichte von missio aus dem Jahr 2021 lesen.

In Zeiten von Fake News, boomender Social Media und der Digitalisierung der Seelsorge ist die Medienkompetenz der Kirche im Globalen Süden wichtiger denn je. Deshalb beteiligt sich missio Aachen am „Cardinal Foley Scholarship Fund“ (CFSF). Er vergibt Studienstipendien für die akademische Weiterqualifikation von katholischen Medienführungskräften der Zukunft. Von 2015 bis 2020 waren dies 59 Stipendien. Davon profitierten 55 Männer und Frauen aus Afrika, Asien und Lateinamerika. An der Finanzierung beteiligte sich missio Aachen in diesem Zeitraum mit 325.000 Euro. Der Fonds wird vom Catholic Media Council (CAMECO)     organisiert und verwaltet. Daneben fördern das Dikasterium für Kommunikation     im Vatikan, die Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten    , die Hilfswerke Adveniat     und Renovabis     sowie das Missionswissenschaftliche Institut (MWI)     das Programm.

Ziele des Programms und der Evaluation

Die Kandidatinnen und Kandidaten für die Stipendien werden von Ortsbischöfen und Ordensoberinnen und Oberen der Ortskirche in Afrika, Asien und Lateinamerika vorgeschlagen. Mit ihnen vereinbart der CFSF vertraglich, dass die Stipendiatinnen und Stipendiaten mindestens fünf Jahre Führungsaufgaben in kirchlichen Medien der Diözesen und Orden übernehmen. Dies abzusichern, ist das erste Ziel des CFSF. Sein zweites Ziel ist, die Basis an Führungskräften für künftige Medienaufgaben der Kirche in Afrika, Asien und Lateinamerika ständig zu verbreitern. Ob diese beiden Ziele erreicht wurden, hat CAMECO 2021 evaluiert.

Knapp die Hälfte der Befragten haben den Sprung ins Spitzenmanagement kirchlicher Medien geschafft

Befragt wurden 36 Stipendiatinnen und Stipendiaten, die in diesem Zeitraum ihre Weiterqualifikation abgeschlossen hatten.

  • 16 (44 Prozent) waren tatsächlich als Führungskräfte für die Medienarbeit in ihren Diözesen oder Orden tätig.
  • Vier (11 Prozent) arbeiteten als Redakteurinnen und Redakteure in kirchlichen Medien.
  • Vier (11 Prozent) gingen in die freie Wirtschaft.
  • Von fünf (14 Prozent) Stipendiatinnen und Stipendiaten konnte nicht mehr ermittelt werden, was sie tun.
  • Vier (11 Prozent) brachen ihr Studium ab und zwei (6 Prozent) studierten weiter.

Von den 59 Stipendien insgesamt wurden 26 in 13 Staaten in Afrika, 13 in sechs Staaten in Asien und 20 in neun lateinamerikanische Staaten vergeben. Von den Stipendiatinnen und Stipendiaten waren 21 Priester, zwölf Ordensschwestern und 22 nicht geweihte kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

missio Aachen: Bischöfe und Ordensobere motivieren, vermehrt Laien und Ordensschwestern für Stipendien vorzuschlagen

CAMECO wertet es als gute Entwicklung, dass knapp die Hälfte der Befragten tatsächlich Führungsaufgaben in kirchlichen Medien übernommen haben. Für die Mehrzahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten bedeutete die Weiterbildung tatsächlich eine persönliche Verbesserung der eigenen Berufskarriere. Gleichzeitig plädiert die Evaluation dafür, die entsendenden Bischöfe und Ordensleitungen stärker an ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erinnern, die Stipendiatinnen und Stipendiaten in Führungspositionen zu bringen.

Dabei sollten auch Sanktionsmöglichkeiten diskutiert werden, wenn dies nicht der Fall ist. Gleichzeitig empfiehlt CAMECO, das Programm stärker zu bewerben, damit Anträge aus mehr Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika gestellt werden.   

Für missio Aachen bedeutet die Auswertung: Das Hilfswerk wird sich weiter an der Finanzierung der Stipendien beteiligen. Es wird darauf hinwirken, dass vermehrt Ordensschwestern und Laien bei den Vorschlägen für die Stipendien berücksichtigt werden. Gute Medienarbeit ist für die künftige Seelsorge und insbesondere Jugendarbeit der Kirche im Globalen Süden unabdingbar.

Beispiel 2020: Psychologische Begleitung kirchlichen Personals in Afrika

Hier können Sie ein Beispiel für Evaluationsberichte von missio aus dem Jahr 2020 lesen.

In Afrika leiden in vielen Regionen Menschen unter Armut, Gewalt, Flucht, prekären Familienverhältnissen oder Unsicherheit. Das traumatisiert sie. Sie brauchen psychologische Begleitung. Diese Therapie bieten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche in Afrika an. Als Helferinnen und Helfer benötigen sie allerdings auch selbst Begleitung, um ihre Erfahrungen verarbeiten zu können. So droht Ordensleuten, Priestern und anderen kirchlich Engagierten in Afrika Erschöpfung angesichts der Fülle und Schwere der Aufgaben, die sie erfüllen. Es gibt einen hohen Bedarf an psychologischer und spiritueller Begleitung.

Helferinnen und Helfer brauchen Hilfe

In den vergangenen Jahren hat missio Aachen die Kirche in Afrika dabei unterstützt, Strukturen und Programme für dieses – wie es im Englischen heißt – „psycho-spiritual counselling“ (zu Deutsch: psychologisch-spirituelle Beratung) aufzubauen. Wert wird auf die Verbindung der Erkenntnisse aus westlichen Psychotherapieansätzen und afrikanischen Heilungsansätzen gelegt.

Im Oktober 2019 hat missio Aachen mit den katholischen Einrichtungen des Psycho-Spiritual Institute PSI (Abuja/Nigeria), des Embulbul Education and Counselling Centre  (Ngong, Kenia), der Catholic University of Eastern Africa (Nairobi/Kenia) und dem Arusha Mental Health Trust (Arusha/Tansania) eine Auswertungskonferenz in Nairobi veranstaltet. Die wichtigsten Ergebnisse der 2020 fertiggestellten Auswertung sind folgende:

  • Das Bewusstsein innerhalb der Kirche in Afrika, dass die psychologisch-spirituelle Begleitung kirchlichen Personals notwendig ist, ist ständig gewachsen. Das wird als positiv gesehen. Ein Teilnehmer an der Evaluation beschreibt den Nutzen, den er von den von missio unterstützen Programmen hat, so:

The realization that I am a spiritual being in the progress of becoming a person who moves from being a wounded healer to be a healed healer. (zu Deutsch: Die Erkenntnis, dass ich ein spirituelles Wesen bin, das auf dem Weg ist, ein Mensch zu werden, der sich von einem verwundeten Heiler zu einem geheilten Heiler entwickelt.)

  • Allerdings sehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auswertung immer noch eine zu geringe Bereitschaft bei der Mehrzahl an Ordensoberen und Bischöfen, den Bedarf an dieser Begleitung anzuerkennen und sie für kirchliches Personal anzubieten. Entsprechend fehlt es für das „psycho-spiritual counselling“ immer noch an gut ausgebildetem kirchlichem Personal und an der verbindlichen Einarbeitung dieser Inhalte in die kirchlichen Lehrpläne und Ausbildungsgänge für Ordensleute, Priester und Laien. Eine Teilnehmerin der Evaluation beschreibt das so:

Psychological, spiritual an psychosocial counselling are important elements in the formation of young men into priesthood and young women into religious life if we want to be successful and have mature and stable persons in ministry. (zu Deutsch: Psychologische, spirituelle und psychosoziale Beratung sind wichtige Elemente in der Ausbildung junger Männer zum Priesteramt und junger Frauen zum Ordensleben, wenn wir erfolgreich sein und reife und stabile Personen im Dienst haben wollen.)

  • Die Teilnehmer der Konferenz empfehlen missio, weitere Konferenzen an anderen Orten in Afrika zum Thema zu organisieren, um mehr interessierte kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erreichen.
  • Weiterhin soll missio die Ortskirche in Afrika nicht allein finanziell, sondern durch die Organisation von Wissenstransfer unterstützen.
  • Nicht zuletzt wünschen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Evaluation, dass missio seinen Einfluss als Teil und mit den rund 120 weltweit organisierten Päpstlichen Missionswerke auf Bischöfe und Ordensobere in Afrika stärker geltend macht, damit diesen die Notwendigkeit des „psycho-spiritual counselling“ für das kirchliche Personal stärker bewusst wird. Ein Teilnehmer der Evaluation hatte dazu folgende Meinung:

There is the need basically of helping our leaders to acknowledge their own vulnerabillity so that they can appreciate the usefulness of counselling. (zu Deutsch: Es gibt ein grundsätzliches Interesse, unseren Führungskräften zu helfen, ihre eigene Verletzlichkeit wahrzunehmen und anzuerkennen, damit sie die Nützlichkeit von psychologisch-spiritueller Beratung und Begleitung  wertschätzen können.)

missio arbeitet nun die Evaluation auf und nutzt die Vorschläge, gemeinsam mit seinen Partnerinnen und Partnern die Projektarbeit auf diesem Handlungsfeld zu verbessern.

Frühere Evaluationsberichte in den missio-Jahresberichten 2019 und zurückliegend